Neuer Pastor für die Elbmarsch - Georg Stahlmann stellt sich vor

Sat, 04 Jun 2022 10:56:33 +0000 von Paulo Goschzik-Schmidt

© GS
Auch Pastoren müssen irgendwann anfangen eigene Schritte zu gehen: Am 1. Juli beginne ich nach meiner Ausbildung meinen Dienst als Pastor bei Ihnen in den Dörfern der Elbmarsch. Am Sonntag, der 3. Juli, 14 Uhr, werde ich offiziell im Gottesdienst in der Kirche in Marschacht ordiniert.
 
Sie müssen wissen, dass ich in meinem Leben immer schon gerne an Flüssen gelebt habe. Meine Heimatstadt Hannoversch Münden (tief im fast schon mediterranen Süden Niedersachsens gelegen) hat sogar drei Flüsse zur Auswahl, an denen man entlang spazieren kann.
Für mich ist so ein Gang auf einem Uferweg immer mehr als nur ein Spaziergang: Das ruhige Fließen, das über Jahrhunderte vom Wasser gegrabene Flussbett, die Wochen mit Hochwasser und Trockenheit; das alles gibt mir ein Gefühl von Demut und Frieden.
Vielleicht liegen deshalb die meisten meiner bisherigen Stationen an einem Fluss.
Nach dem Abitur an einer katholischen Schule in Kassel an der Fulda zog ich für eine handwerkliche Lehre zum Orgelbauer nach Bonn, direkt am Rhein gelegen. Bei meinem ersten Besuch in der Elbmarsch fühlte ich mich gleich an die Stunden an dem breiten Fluss erinnert, die ich dort Fahrrad gefahren bin.
Nach der Gesellenprüfung habe ich die geistige Herausforderung gesucht und mich für Theologie in Göttingen eingeschrieben. Die Leine dort ist zwar nur ein kleines Flüsschen, aber dort muss viel Wasser heruntergeflossen sein, bis ich das lange Studium absolviert hatte. Ein Auslandsjahr entführte mich nach Atlanta in den USA. Dort war ich zwar selten an einem größeren Gewässer unterwegs, allerdings brachte dieses Jahr vieles ins Fließen, was mich in den Pfarrdienst brachte. Besonders die Erfahrungen als Seelsorge-Praktikant in einem US-Frauengefängnis haben mir gezeigt, was für eine Kraft der christliche Glauben eigentlich haben kann. Diese amerikanische Zeit prägt bis heute meine Predigten und mein Leben.
 
Die vorerst letzte Station war mein Vikariat bei Pastor Rolf Wulkop in den Dörfern Kalefeld-Dögerode und Sebexen (zwischen Northeim und Bad Gandersheim), verbunden durch das Bächlein Aue. Als ich im März 2020 anfing, konnte ich noch nicht ahnen, dass Corona mein gesamtes Vikariat bestimmen sollte. Im Nachhinein bin ich aber dankbar für diese Erfahrung, denn ich habe durch die ganzen Aktionen mit meinem Mentor die Stärke von Kirchenarbeit in der Krise erlebt: Digitale Projekte auf YouTube, verschiedene Aktionen gegen die allgemeine Corona-Depression, Gottesdienste unter freien Himmel, ein Taufweg um die Kirche. Kurz gesagt, ein pragmatischer Ansatz, der mit dem arbeitet, was trotz allem geht und den Menschen guttut.
Jetzt führt mich mein Weg an der Elbe entlang, von Tespe bis Drage, zu Ihnen. Sie werden mich leicht erkennen, ich bin 2,08m groß, oft mit einem Fahrrad unterwegs, sprechen Sie mich gerne an! Ich bin gespannt auf Ihre Geschichte, auf das, wofür Sie brennen, worauf Sie hoffen. Ich freue mich, wenn wir ein Stück auf dem Lebensweg am Fluss gemeinsam gehen!
 
Ich glaube, ein bisschen ist es so mit Gott wie mit dem Fluss: Er fließt ruhig neben uns her, spendet Leben, lässt es wachsen und gibt Orientierung. Er kennt Hoch- und Niedrigstände, kann manchmal auch bedrohlich anschwellen. Und zugleich zwingt Er uns zu nichts, wir wählen den Weg selbst, und ja, manchmal sicher gehen wir Menschen auch für eine Zeit fort vom Fluss. Aber ich glaube, dass man am Uferweg am besten vorankommt. Allein schon, weil der Fluss stets bergab fließt.
 
Bis zum Juli!
Bleiben Sie behütet,
Ihr Georg Stahlmann
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